IDM-Inshore-Gold nach Flensburg und Dänemark

Die Wetterbedingungen zur Kieler Woche machten am Dienstag dort weiter, wo sie am Montag aufgehört hatten: Wind im Mittel deutlich über 20 Knoten und Böen jenseits der 30. Das machte die Organisation auf der Bahn nicht einfach, denn auch an den Booten der Wettfahrtleitungen sowie an den Bahnmarken wurde kräftig durch Wind und Wellen gezerrt. So endete die Internationale Deutsche Meisterschaft Inshore der seegehenden Yachten mit nur einem Rennen am Dienstag. Dass auch diese eine Wettfahrt reichte, um Titel- oder Medaillenträume platzen zu lassen, erfuhren Crews in beiden Gruppen. Das IDM-Gold ging so an die dänische Crew der „Formula X“ um Profi-Skipper Jesper Radich (Gruppe A+B) sowie an die Flensburger „Sydbank“ von Torsten Bastiansen (Gruppe C+D).

Seebahn-Wettfahrtleiter Stefan Kunstmann hätte den Crews auf der Bahn gern ein intensiveres Programm als eine Wettfahrt am finalen IDM-Tag geboten. Allein der Anker machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „Wir hatten unsere Position im Vergleich zum Montag schon geändert, um einen besseren Grund zu haben. Trotzdem ist das Schiff nach dem Start auf Drift gegangen – mit fast einem Knoten Geschwindigkeit“, berichtete Kunstmann. Den korrekten Zieleinlauf gewährleistete er so vom Schlauchboot aus. Der Neuaufbau der Bahn mit einer Neuverankerung des Startschiffes hätte zu viel Zeit in Anspruch genommen, so dass Kunstmann die Flotte in den Hafen beorderte.

Dort konnten sich die Teams am Steg über ihre Erfahrungen austauschen. Über eine schmerzhafte musste Jens Kuphal mit seiner Crew auf der frischen XR41 „eXciter“ berichten. Bis zur letzten Tonnenrundung lag er auf Kurs zur IDM-Silbermedaille. Doch mitten im Gennakermanöver platzte der Fockschäkel. Das Vorsegel rauschte herunter, fiel ins Wasser und ließ damit alle Hoffnungen platzen. „Bei den Bedingungen mit 30 Knoten Wind wollte ich niemanden in den Mast ziehen, um das Fall wieder einzufangen“, so Kuphal. „Sehr ärgerlich, dass wir durch den Schaden und ein schlechtes Rennen die Medaille verloren haben. Aber so ist es eben: Segeln ist ein technischer Sport.“ Statt Podium stand am Ende Platz fünf in der Liste.

Dennoch zog der Berliner viele positive Erfahrungen aus der IDM: „Es war ein toller Fight mit den vier baugleichen XR41. Das verspricht Spannung für die Weltmeisterschaft.“ Die Medaillen diesmal sammelten die Schwesterschiffe der „eXciter“ ein. Gold ging an die „Formula X“ (Jesper Radich, Dänemark), Silber an „WB IX“ (Pietro Bianchi, Italien) und Bronze an die „Dixi 5“ (Erik Stannow, Dänemark).

Zur WM in Tallin im August wird daher die „Formula X“ das Maß der Dinge sein. Sie legte eine überzeugende Performance in den sechs Wettfahrten auf der Kieler Förde hin, landete vier Siege und zwei zweite Plätze zum souveränen Gesamterfolg. „Die Deutsche Meisterschaft war ein wichtiger Schritt auf unserem Weg nach Tallin“, sagte Jesper Radich, der seit über 15 Jahren professionell im Segelgeschäft ist. Doch diesmal ist er mit der XR41 in einer besonderen Rolle. „Es ist das erste Mal, dass ich bei einem Projekt so direkt mit der Werft zusammenarbeite. Toll zu sehen, wie der Input von meiner Seite umgesetzt wurde“, sagte Radich.

Aber er erfährt auch eine hohe Aufmerksamkeit durch die Medien. „Ich versuche, mich dadurch nicht unter Druck setzen zu lassen, sondern es als zusätzliche Motivation zu nehmen.“ Mit der Leistung seiner Mannschaft zur Kieler Woche war er sehr zufrieden: „Das war eine sehr gute Teamleistung. Es ist das zweite Mal, dass wir mit dem A-Team, das auch zur WM an Bord ist, gesegelt sind. Und es zeigt sich das hohe Entwicklungspotenzial – auch wenn wir noch nicht ganz fertig sind.“

Ein großes Lob für Radich und seine Crew gab es von Kræn B. Nielsen, dem CEO von X-Yachts. Zur Kieler Woche war er als elfter Mann mit an Bord: „Wir haben ein Team aus großer Erfahrung und jungen dänischen Talenten. Es ist gut zu sehen, wie das alles zusammenpasst. Die Aufgabe, die wir uns gestellt haben, ist die WM. Dort Gold zu gewinnen, ist unser Ziel. Aber ich erwarte einen harten Wettkampf.“ Die Vorgabe ist allerdings gut, denn in der fünften Regatta seit dem Start des Projekts fuhr die „Formula X“ den fünften Sieg ein.

Einen Wechsel an der Spitze des Rankings gab es mit der abschließenden Wettfahrt in der Gruppe C+D. Die „Sydbank“ von Torsten Bastiansen konnte sich noch „Gold“ schnappen, verwies durch einen Sieg am Ende die schwedische „Garmin Team Pro4U“ von Patrik Forsgren knapp auf Platz zwei. Dahinter folgte die „patent4“ mit Skipper Oliver Voss.

Der schwedische Spi-Trimmer und Stratege Thomas Tennström war etwas geknickt, dass er die Chance auf Gold noch aus der Hand gegeben hatte: „Wir hatten einen Frühstart, mussten noch einmal zurück und haben so zwei Minuten verloren. Danach haben wir eine tolle Aufholjagd hingelegt, aber mehr als Platz vier war in diesem Rennen nicht drin. Das hat uns den Titel gekostet.“ Aber auch für das schwedische Team war die IDM eine starke Vorbereitung auf die WM: „Es waren sehr unterschiedliche Bedingungen. Allein heute hatten wir Winde zwischen 15 und 32 Knoten. Da war ein gutes Bootshandling gefordert. Wir werden jetzt noch Runt Gotland segeln und dann geht es zur WM. Dort wollen wir um den Titel mitsegeln, auch wenn wir eine reine Amateurmannschaft sind“, so Tennström.

Die Drittplatzierten der „patent4“ hätten gern mehr Rennzeit auf dem Wasser verbracht. „Das ist sehr ärgerlich, dass am Montag und Dienstag nur jeweils ein Rennen gesegelt wurde. Gerade bei diesen Bedingungen waren Crew und Boot stark. Für uns wäre mit weiteren Wettfahrten mehr drin gewesen. Da fühlen wir uns um den Titelkampf betrogen“, sagte Eigner Jürgen Klinghardt. Er selbst konnte zwar wegen einer Verletzung nicht mit an Bord sein, hatte aber unmittelbar nach dem Signal zum Ende aller Wettfahrten den enttäuschten Anruf seiner Crew entgegengenommen. Für die „patent4“ gibt es nun – wie auch für die „eXciter“ in der Gruppe A+B – noch eine zweite Titelchance. Denn mit der Langstrecke um das Silberne Band am Donnerstag geht es nach der Aalregatta zum Auftakt weiter um IDM-Gold in der Offshore-Disziplin. Text: Ralf Abratis

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